
Das Siebengebirge: Mystisch und wunderschön
Sündlich von Bonn wird es geheimnisvoll: Über dem Rhein erheben sich das Siebengebirge. Hier stoßen Sie bei einer Wanderung nicht nur auf herrliche Aussichten, sondern auch auf geheimnisvolle Bauten wie das Schloss Drachenburg.
Siebengebirge
Siebengebirge: Mythisches Gipfeltreffen am Rhein
Nur 7 Bergkuppen? Papperlapapp. Über 50 Gipfel und Höhen zählt das Siebengebirge. Nicht hoch, aber dank Nibelungensage der berühmteste: der Drachenfels (321 m). Überhaupt waren hier sagenhafte Wesen gern zu Gast. Ein Landstrich voller Riesen, Drachen, Waldfeen und Gnome ...
Die geologische Erklärung zur Entstehung des Siebengebirges ist wahrscheinlich nicht halb so interessant. Also lieber die Sage: Einst staute sich der Rhein hier gehörig auf und lies eine Stadt hinter den Bergen und undurchdringlichen Wäldern zurück - komplett ohne Wasser. Oje. Da riefen ihre Bewohner sieben Riesen, um den Fluss zu befreien. Und so geschah es. Anschließend putzten die Riesen vorbildlich ihre Spaten - und die Erdbrocken, die dabei liegen blieben, bilden die größten sieben Gipfel am Mittelrhein. Ihre klangvollen Namen: Großer Ölberg, Drachenfels, Wolkenburg, Petersberg, Nonnenstromberg, Lohrberg und Löwenburg.
Hollands höchster Berg
Der Drachenfels ist der meistbesuchte Berg Deutschlands, bis zu eine Million Touristen reisen jährlich nach Königswinter. Besonders beliebt ist der Fels bei Reisenden aus den Niederlanden, was ihm in der Umgebung den Spitznamen "höchster Berg Hollands" eingebracht hat. Die Faszination rührt von einem weiteren Mythos her: Hier soll Siegfried der Sage nach den Lindwurm Fafnir erschlagen und ein Bad in dessen Blut genommen. Mehr davon in der Nibelungenhalle. Allein von außen ist diese eine Augenweide mit ihren zahlreichen Götterskulpturen. Im Inneren ist eine der bedeutendsten Gemäldesammlungen zu den vier Ring-Opern Wagners ausgestellt.
Wandern, Wein und Waldwichte
Gut bekannt ist das Siebengebirge auch bei Weinkennern. Das milde Klima der Köln-Bonner Bucht sorgt zusammen mit günstigen Böden (Trachyt und Grauwacke) für ideale Bedingungen beim Weinbau. Der berühmteste Tropfen und gesetzlich geschützte Rotwein "Drachenblut" wird in alle Welt exportiert. Als erster Naturpark Nordrhein-Westfalens gilt das Siebengebirge mit seiner Flora und Fauna zudem als echte Besonderheit in Deutschland. 200 km Wanderwege, davon 40 Kilometer entlang des Flaggschiffs: des Rheinstegs. Schmale Wege führen durch tiefe Täler, Wälder voll alter Bäume mit riesigen Stämmen. Und wer ganz genau hinsieht, der entdeckt unten kleine Löcher im Stamm. Vielleicht auch kleine, knubbelige Wesen, die dort hinaus- und hinein huschen - das sind die Erddrachen. Der Sage nach ein Geschenk des Mondes an eine einsame kleine Waldfee. Die letzte ihrer Art sollte nicht alleine sein müssen.
Schloss Drachenburg - Königswinter
Das schicke Schloss und seine skurrilen Bewohner
Der Drachenfels bei Königswinter und auf ihm die Drachenburg. Genau genommen gar keine echte Burg, denn es haben nie Ritter in ihr gehaust. Erbaut wurde es Ende des 19. Jahrhunderts von einem Bonner Börsenanalysten und ist eine Mischung aus Burg, Schloss und Villa.
Stephan Freiherr von Sarter erfüllte sich in Königswinter seinen Traum aus Stein. Sehr jung zu einem beachtlichen Vermögen gekommen, legte er sich einen Adelstitel zu und lies sich das zugehörige Schloss bauen. Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte und vielen verspielten Türmchen wird es auch "Neuschwanstein des Mittelrheins" genannt. Sarter wollte es mit seiner Jugendliebe beziehen, sie erlebte aber die Fertigstellung des schmucken Anwesens nicht mehr und so kam es, dass er selbst nie darin wohnte.
Zu Beginn der 1960er Jahre verfiel die Burg zusehends. Innerhalb von nur einer Dekade war nahezu nichts mehr übrig vom Prunk. Die edlen Holzvertäfelungen wurden als Feuerholz benutzt, das schicke Mobiliar entwendet und große Teile der Wandgemälde verschwanden einfach. 1971 erwarb der Textilkaufmann Paul Spinat das Anwesen und begann es liebevoll zu restaurieren. Noch heute sind die Geschichten des skurrilen Geschäftsmannes zu hören. Wie er mit dem goldfarbenen Rolls Royce zum Schloss hinauf fuhr in einer selbst gestalteten Phantasieuniform. Gäste-Empfang auf einer ins Nichts führenden Treppe, sogar Andy Warhol gab sich die Ehre. Neben Kunst-Ausstellungen von Salvador Dalí und Marc Chagall pflegte Spinat auch Konzerte in der Burg zu veranstalten. So manches davon gab er selbst und spielte dabei auf einer Orgel-Attrappe, die Musik kam von einem Tonband.
Das Land Nordrhein-Westfalen, die Stadt Königswinter und eine Stiftung schlossen später die Restaurierungsarbeiten ab.
Heute erstrahlt das Schloss wieder in ganzer Pracht. Im Schlossgarten ist ein Picknick möglich, der Picknickkorb kann vorab online bestellt werden. Mit der Drachenfelsbahn direkt ans Schlosstor shutteln lassen, oder von der Talstation 30 Minuten zu Fuß auf den Felsen wandern.
Adresse Schloss Drachenburg
Drachenfelsstraße 118, 53639 Königswinter
Öffnungszeiten Schloss Drachenburg
Die aktuellen Öffnungszeiten finden Sie hier
Bitte beachten Sie, dass der Besuch von Schloss Drachenburg mit der Überwindung von vielen Treppenstufen verbunden ist.
Konrad-Adenauer-Haus & Café Profittlich
Lieblings(t)orte: Konrad Adenauer in Rhöndorf
So idyllisch wohnen wenige. Von dem Haus auf dem ehemaligen Weinberg in Rhöndorf schweift der Blick zum blauen Rhein im Tal und über die Ausläufer des schroffen Siebengebirges. Im Garten stehen Hunderte duftende Rosenstöcke, Kirschbäume und dralle Steinputten. An diesem lieblichen Ort wurde knallharte Politik gemacht, denn es ist das Wohnhaus des ersten Bundeskanzlers Deutschlands, Konrad Adenauer. Und der traf sich hier nicht nur mit internationalen Staatsmännern, sondern mischte sich auch in die lokale Politik ein.
Wer auf den Spuren des Politikers wandeln will, der muss Treppen steigen. Einige Höhenmeter gibt es zum Haus zu überwinden – die legte der Altkanzler auch mit über 90 Jahren noch täglich zurück. Dabei lernen Besucher gleich den schönen Garten kennen. Überall Rosen, die Adenauer liebte, Steinstatuen und sogar ein Bocciaplatz. Das Spiel hatte Adenauer am Comer See kennengelernt und sich sogleich eine Bahn in seinem geliebten Garten anlegen lassen. Im Haus dann: eine Reise in die Vergangenheit. Die Möbel und das Dekor wurden seit über 50 Jahren nicht verändert und stammen noch aus der Zeit, als Adenauer Oberbürgermeister von Köln war. Wandbehänge, Ölgemälde, leinengebundene Bücher in den Regalen. Hier traf sich Adenauer eine Woche nach der ersten Bundestagswahl mit seinen Parteikollegen, hier wurde er als Kanzler vorgeschlagen. Später lud er unter anderem Charles de Gaulle zu sich nach Hause ein – von den beiden politischen Schwergewichten steht heute eine Statue im Garten. Bei der Führung durch das Wohnhaus entdecken Besucher viele Souvenirs aus dem Leben des Kanzlers. Einen Stich seiner Heimatstadt Köln, viele Uhren in allen Formen, die er sammelte, seinen Schreibtisch, den er selbst entworfen hatte – hier erlebt man auch Jahrzehnte nach seinem Tod die Persönlichkeit Konrad Adenauers.
Weltbürger im Dorf
Unterhalb des Wohnhauses steht das Ausstellungsgebäude, das zum 50. Todestag neugestaltet wurde. Die Dauerausstellung "Konrad Adenauer 1876-1967. Rheinländer, Deutscher, Europäer" gibt weitere Einblicke in das Wirken des Politikers. Zum Beispiel erfahren Besucher, dass er ein leidenschaftlicher Tüftler war. Um sich das Gärtnern zu erleichtern, erfand er mehrere Gartengeräte, die er auch patentieren ließ. Keines davon wurde je produziert und so konzentrierte er sich auch nach dem Ende seiner Kanzlerschaft lieber darauf, die deutsche Politik zu beeinflussen. Dokumente und Exponate (wie sein Gärtnerhut), Filme, Bilder und Multimediastationen illustrieren das Leben Konrad Adenauers, der in Zitaten selbst zu Wort kommt.
Herrentorte und Streitigkeiten
Dass Konrad Adenauer aber nicht nur das vereinte Europa mit auf den Weg gebracht hat, sondern auch auf die Lokalpolitik in Bad Honnef einwirkte, ist vielen sicher nicht bewusst. Ausgerechnet der Besitzer von Adenauers Stammbäckerei Profittlich wollte in Rhöndorf eine Seilbahn bauen, um Touristen anzulocken. Adenauer wollte sich die Aussicht auf das Siebengebirge nicht mit einer Seilbahn verbauen lassen und so begann eine schwelende Fehde zwischen den beiden Männern. Adenauer setzte sich schließlich durch, die Seilbahn blieb ein Traum. Trotz dieser Differenzen: Adenauer bezog sein Brot weiterhin vom Café Profittlich. Sein absoluter Liebling aus der Backstube des Traditionsunternehmens war allerdings die feine Herrentorte. Die können Sie sich heute noch in Rhöndorf kosten und zwar in historischer Atmosphäre. Das Café Profittlich hat schon sein 125. Jubiläum hinter sich und gilt als schönstes Haus im Ort. Am Ziepchensplatz steht das Fachwerkgebäude aus dem 18. Jahrhundert – herrlich schmuck mit dem Brunnen davor ist es prädestiniert für ein Erinnerungsfoto. Neben der Herrentorte, die über zwei Tage hinweg hergestellt wird, ist das Café bekannt für den Stollen. Das Rezept hatte der Großvater Profittlich von einem Kameraden aus Sachsen im Zweiten Weltkrieg bekommen. Mittlerweile werden um die Weihnachtszeit Zehntausende Stollen in 42 Länder verschickt. Und so kann Rhöndorf zwei Erfolgsgeschichten vorweisen: Konrad Adenauer und einen Christstollen.
Bundeskanzler-Adenauer-Haus Adresse
Konrad-Adenauer-Straße 8C, 53604 Bad Honnef
Bundeskanzler-Adenauer-Haus, Dauerausstellung und Garten
Di. - So.: 10.00 bis 18.00 Uhr
Führung durch das Haus nach Anmeldung
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Café Profittlich Adresse
Drachenfelsstraße 21, 53604 Bad Honnef
Café Profittlich Öffnungszeiten
Di. – So. 7.00 – 18.00 Uhr