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Herford: Urlaub in der Hansestadt

Zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge liegt Herford an der Mündung der Aa in die Werre. Die Altstadt ist gesprägt von vielen Fachwerkhäusern und Brunnen. Überraschend: das Denkmal für Rapper Tupac vor dem Museum für moderne Kunst.

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Herford: Kunst-Knaller in der westfälischen Provinz

New York hat das MoMA, Herford das MARTa. Mit dem spektakulären Museumsbau für zeitgenössische Kunst und Architektur katapultierte sich die ostwestfälische Stadt 2005 auf die große Design-Landkarte. Dabei ist die dekonstruktivistische Kühnheit von Stararchitekt Frank O. Gehry nicht der einzige Grund für einen Besuch in der Hansestadt. Prächtig restaurierte Fachwerkgebäude, stolze Bürgerhäuser und gleich drei Marktplätze sind Zeugen von Macht und Glanz vergangener Tage. Tausend Jahre lang regierten hier die Frauen. Und heute, da bummelt man durch eine pittoreske Stadt, die Altes und Neues gekonnt in Szene setzt.

Wer durch das eigene Land reist, staunt nicht selten, von was für zauberhaften Städte man in Deutschland noch nie gehört hat. Wie Herford. Die Hansestadt zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge zählt mit rund 1.200 Jahren zu den ältesten Städten Westfalens. Dank höchst erfreulicher Handelsaktivitäten ging es den Einwohnern vom Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert richtig gut. Wohlstand, den man heute noch sehen kann: üppiger Zierrat an einst noblen Kontoren, schmucke Giebel, reicher Fassadenschmuck, Hauswappen, Backstein und viel, viel Fachwerk. Zu den historischen Herrlichkeiten gehört auch das Remensniderhaus an der Brüderstraße, es gilt als das künstlerisch reichste, spätgotische Fachwerkhaus in Westfalen. Werfen Sie einen genauen Blick auf die Schnitzereien: Sie zeigen einmal die heilige und einmal die sündige Welt. Doch Herfords optische Reize liegen nicht nur in herausgeputzter Historie, sondern auch in extravaganter Moderne.

Rilke, Tupac und das MARTa

Auf dem Verkehrskreisel am Schillerplatz überrascht zunächst eine hochpolierte, silbrig glänzende Edelstahlkugel von 3,5 Metern Durchmesser. Das Kunstwerk des italienischen Objektkünstlers Luciano Fabro, in der sich die Stadt so herrlich spiegelt, steht am Ende eines XXL-Schriftzugs. Darauf zu lesen ist das Gedicht „Der Ball“ von Rainer Maria Rilke. Das Buchstaben-Band führt die Straße entlang und umschließt die scheinbar schwebende Kugel. Am anderen Ende der Schlaufe kommt man zum Museumskomplex des MARTa – dem furiosen Museumsbau von Frank Gehry. Der Stararchitekt schuf aus Klinkersteinen und Edelstahl eine aus vielen Einzelteilen wellenförmig zusammengesetzte Skulptur. Es sieht so irre aus, dass die Presse gleich von einem UFO sprach, als das Museum im Jahr 2005 eröffnet wurde. Der Name MARTa setzt sich aus den Kürzeln für Möbel (M), Kunst (ART) und Ambiente (a) zusammen. Und all diese Komponenten sind hier herausragend unter wechselnder thematischer Betrachtung ausgestellt. Hier sieht man mal „Ungehorsame Werkzeuge“, mal „Künstler als Architekten“. Mal lauter, mal minimalistischer inszeniert. Jeden ersten und dritten Sonntag im Monat bietet das MARTa ein offenes Mitmach-Angebot für Familien an. Bereits vor dem Museum erregt eine Skulptur viel Interesse: das lebensgroße Denkmal des ermordeten Rappers Tupac. Mit nach hinten verschränkten Armen, freiem Oberkörper und herabgesenktem Blick steht er hoch gehoben auf einen knapp fünf Meter hohen Sockel – ein Werk des italienischen Künstlers Paolo Chiasera. Der Sockel ist dabei selbst ein sich ständig veränderndes Kunstwerk. Er darf jederzeit von Sprayern genutzt werden – in Anlehnung daran, dass Graffitis ein fester Bestandteil der Hip-Hop-Kultur sind.

Made in Herford: Mode und Luxusküchen

Hinter dem wogenden, kippenden Museumskörper des MARTa steckt auch eine Hommage an Herfords Tradition in der Textil- und Bekleidungsindustrie. Die Hansestadt ist Sitz von gleich drei namhaften und international bekannten Modemarken: Ahlers (Pierre Cardin, Baldessarini und Pioneer), Brax und Bugatti/Brinkmann. In den Outletstores lässt sich die Urlaubsgarderobe also geschwind und günstig auffrischen.

Herford hat noch eine Spezialdisziplin: Küchen. Das heimische Unternehmen Poggenpohl war die erste Firma, die Einbauküchen fertigte und sich zu einer der führenden Luxusmarken der Branche entwickelte. Wenn Sie über Land fahren, scheinen hier alle ein bisschen küchenverrückt. An jeder Ecke ein Hersteller für den wichtigsten Raum des Zuhauses, von der kleinen Manufaktur bis zum Großunternehmen.

Auch in Sachen Nachhaltigkeit setzt man Maßstäbe: Mit 10 Millionen Tafeln täglich ist das Herforder Unternehmen Weinrich-Schokolade der größte Hersteller von Fairtrade-Schokolade in Europa. Seit 1895 werden hier feinste Köstlichkeiten produziert. Falls es noch ein Mitbringsel sein darf: Am Gänsemarkt finden Sie den beliebten Werksverkauf „Bruchbude“.

Frauenpower schon vor 1.200 Jahren

Ein Beiname Herfords lässt besonders aufhören: „Stadt der starken Frauen“. Fast tausend Jahre lang, bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, wurde Herford von Äbtissinnen regiert. Sie leiteten das Damenstift für ausgewählte Töchter des sächsischen Hochadels und unterhielten Kontakte auf höchstem politischem Parkett. Die Stiftsdamen waren nur Kaiser und Papst unterstellt und genossen viele Privilegien: keine Anwesenheitspflicht im Stift, Reisen erlaubt, ein eigenes Haus. Gertrud zur Lippe ließ zum Beispiel um das Jahr 1220 die Herforder Münsterkirche bauen und sorgte dafür, dass der Wohlstand wuchs. Elisabeth von der Pfalz lenkte von 1667 bis 1680 die Geschicke und zählte zu den klügsten Frauen der damaligen Zeit. Auch eine der vier „Mütter des Grundgesetzes“, Frieda Nadig, stammt aus Herford.

Natur- und Wasserfreuden

Schön grün ist es hier auch. Herfords Flüsse, die Aa und die Werre, sind wunderbare Spazierstrecken. Rund um Herford breitet sich die typisch ostwestfälische Landschaft aus: ein unaufgeregtes Nebeneinander von wildem Wald und welligen Fluren, gelben Getreide- und lila Rotkohlfeldern. Ob Radwandern auf dem Soleweg oder der Wittekindsroute, Kanutour oder ausgedehnter Wanderurlaub auf dem Hansa- oder Jakobsweg – man entschleunigt auf ganz friedliche Weise. Falls Sie im Familienverbund reisen: Das Freizeitbad „H2O“ bietet mit seiner großzügigen Sauna- und Wellnesswelt und zahlreichen Schwimmbecken viel Platz für Action, Sport und Entspannung. Von Obereickum bis zur Diskothek GoParc verläuft übrigens die längste Straße der Stadt: die Diebrocker Straße mit 7.799 Metern. Die kürzeste Straße ist mit elf Metern die „100-Stufen-Treppe" – auch ein schöner Ausflug für rekordeliebende Kinnings.

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