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Kurzurlaub in Münster

Münster ist wohl die ausgezeichnetste Stadt Deutschlands - und das im wahrsten Sinne des Wortes! Viele renomierte Auszeichnungen hat sie schon erhalten, zum Beispiel die der lebenswertesten Stadt der Welt im Jahr 2004.

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Städtereise nach Münster

Jugendlicher Charme, große Geschichte: Münster begeistert

Unvergessen ist Bundespräsident Theodor Heuss‘ Bonmot: „Wenn ich in einer schönen Stadt war, habe ich immer gesagt, sie sei die zweitschönste in Deutschland. Damit provozierte ich die Frage, welche denn die schönste sei. Und dann habe ich gesagt: Münster.“ Komplimente regnet es von allen Seiten. Die Westfalenmetropole sammelte Auszeichnungen als „Lebenswerteste Stadt der Welt“, „Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands“, „Deutschlands Läufer-City Nummer 1“, „Kinderfreundlichste Stadt Deutschlands“ und geht als Klimaschutz-Vorbild voran. Die perfekte Stadt für einen erlebnisreichen Citytrip.

Was zuerst auffällt: die Fahrradliebe. Im Durchschnitt kommen auf jeden Münsteraner 1,67 Fahrräder, oder „Leeze“, wie die Münsteraner sagen. In kaum einer anderen Stadt ist das Radwegenetz so gut ausgebaut. Innerhalb des Stadtgebiets erstreckt es auf mehr als 300 Kilometer. Drahtesel haben also fast immer Vorfahrt, vor allem auf der Promenade, dem autofreien Ring (4,5 Kilometer) rund um die Innenstadt. Die Stadt fördert noch weitere Zweirad-Privilegien. E-Bikes können an vielen Stellen kostenfrei aufgeladen werden. Und wer mal Sperriges zu transportieren hat, leiht sich Lasse, Lotte, Lemmy oder Mecky aus, die XXL-Lastenräder. Für ein eigenes Lastenfahrrad spendiert die Stadt sogar einen Zuschuss. Seit 1999 steht in Münster zudem das größte Fahrradparkhaus Deutschlands – direkt am Hauptbahnhof, perfekt für Pendler und Besucher. Es bietet Platz für 3.300 Bikes, einen Reparaturservice und sogar eine Fahrrad-Waschanlage.

Über 1.200 Jahre - und immer jünger!

Münster gehört zu den ältesten Universitätsstädten in Deutschland. Rund 60.000 junge Menschen lernen an neun Hochschulen. Wie erstaunlich jung die zehntgrößte Stadt von NRW durch ihre Studenten bleibt, zeigt die Statistik: 37 Prozent der knapp 317.000 Einwohner sind unter 30 Jahre. Wer also kleine, zauberhafte Lädchen mit individuellem Style und knuffigen Namen liebt, wird sich hier schockverlieben. Aber es ist der Mix aus Alt und Neu, der den wirklichen Zauber ausmacht.

Hauptmagnet für Flaneure und gleichzeitig Wahrzeichen der über 1.200 Jahre alten Handels- und Bischofsstadt sind die Arkaden des Prinzipalmarktes. In dieser Prachtkulisse werden Staatsgäste empfangen, große Feste gefeiert, Shoppingfreuden zelebriert. Bogengänge und Giebelhüüskes (schmucke Patrizierhäuser) erzählen vom Mittelalter, der Hanse und reichen Kaufmannsfamilien. Mittendrin strahlt das repräsentative Rathaus mit seinem Friedenssaal. Hier (und in Osnabrück) wurde mit dem Westfälischen Frieden von 1648 der Dreißigjährige Krieg beendet. Für nur 2 Euro darf der Saal besichtigt werden.

Historisch schwergewichtig geht es weiter: zur St. Lamberti-Kirche mit den Wiedertäuferkäfigen und zum mächtigen St. Paulus Dom. Weil alles so bequem zu Fuß zu erreichen ist, schaffen Sie viel an einem Tag, auch das Krameramtshaus, die architektonisch auffällige Stadtbücherei (liebevoll StaBüMS genannt) und den Erbdrostenhof. Er ist Münsters Schmuckstück und bildet zusammen mit der Dominikanerkirche und der Clemenskirche die sogenannte „Barockinsel“ der Stadt. Auf dem Spiekerhof begegnen Sie einem echten münsterländischen Original: dem Kiepenkerl. Das Denkmal zeigt den mittelalterlichen Handelsmann mit seiner Rückentrage („Kiepe“) in voller Montur. Ob Waren oder Neuigkeiten, er hatte alles im Gepäck. Nach diesem Wander-Kurier sind heute etliche Lokale und gleich ein ganzes Viertel benannt. Weiter geht es Richtung Überwasserkirche und von dort an Wilsbergs Antiquariat vorbei, das viele Fans der gleichnamigen ZDF-Fernsehserie anzieht. Nicht nur der ermittelnde Antiquar gehört zu Münster wie Schimanski zu Duisburg. Noch bekannter ist das skurrile „Tatort“-Gespann Kommissar Thiel (Axel Prahl) und Pathologe Professor Boerne (Jan Josef Liefers). Natürlich gibt es auch die passenden Krimi-Stadtführungen. Aber nicht wundern, wenn bei Ihren Stadtbummeln beständig die Glocken läuten. Das ist kein Wink von oben. In den Kirchenglocken des Münsters und den vielen Glockenspielen im Zentrum schlägt einfach das Herz der Stadt.

Picasso und Skulpturen-Schau

Und wie steht es mit der Kunst? Prächtig. Werke von Weltrang bietet das Graphikmuseum Pablo Picasso mit seiner Kollektion von rund 800 Picasso-Lithografien. Als erstes und bisher einziges Picasso-Museum Deutschlands präsentiert es regelmäßig auch Sonderausstellungen zu Weggefährten der Klassischen Moderne wie Georges Braque, Henri Matisse und Marc Chagall. Ebenso spannend: die vielen Skulpturen in Münsters Innenstadt. Die meisten Werke entstanden für die internationale Kunstausstellung „Skulptur Projekte“ (findet alle zehn Jahre statt). Wenn Sie Lust haben: Die Broschüre „Skulpturen in Münster“ gibt kurze Erläuterungen, 64 Kunstwerke können auf sechs Touren entdeckt werden.

Das bekannteste, auffälligste und modernste Museum ist indes das LWL Museum für Kunst und Kultur mit Planetarium. 2014 wurde es als architektonischer Hingucker neugebaut. Markenzeichen sind die „Architektur der Höfe“, die markante Gebäudespitze und die 14 Meter hohe Eingangshalle, die zwei städtische Plätze verbindet und mit viel Licht und Raum beeindruckt.

Oh, der Aa-see!

Wohin zum Chillen? Die Münsteraner lieben ihr Naherholungsgebiet, den Aasee, der in den 20er-Jahren künstlich angelegt wurde und direkt an die Altstadt grenzt. Mit Blick aufs Wasser ist einfach alles noch schöner: entspannen, grillen, joggen, spazieren und Kaffee trinken an den Aasee-Terrassen. In kurzer Distanz liegen der Allwetter-Zoo, das Mühlenhof-Freilichtmuseum und das Naturkundemuseum. Im Sommer finden hier die Montgolfiade, Deutschlands älteste Heißluftballon-Veranstaltung, und die Aaseerenaden, ein großes Open-Air-Musikfestival, statt. Der Aasee schrieb auch die herzerweichendste Liebesgeschichte: 2006 verliebte sich Petra, ein schwarzer Trauerschwan, in eines der weißen Tretboote, das die Form eines Schwans hatte. Sie wich ihm nicht mehr von der Seite. Sogar aus den USA und China kamen Kamerateams, um über Petra und ihren sonderbaren Liebhaber zu berichten. Später fand sie doch noch eine neue, echte Schwan-Liebe. Ihre Vorliebe für außergewöhnliche Partner vererbte sie: Ihr Sohn schloss Freundschaft mit einer Ente. Ente gut, alles gut.

Deftig westfälisch: Töttchen, Pinkus, Pillewörmer

Eines der Highlights in fremden Städten ist die Küche. Die Westfalen lieben es handfest, herzhaft und bodenständig. Für eine zünftige Einkehr empfehlen wir das traditionsreiche Kuhviertel. Eine kleine Welt für sich: In den verwinkelten Gassen finden Sie gemütliche Lokale, in denen Möpkenbrot (Kochwurst mit Getreide), Töttchen (Kalbsragout mit Innereien), Himmel und Erde (Blutwurst, Kartoffelpüree, Äpfel und Zwiebeln), westfälischer Schinken oder Pannekoken mit Pillewörmer (Pfannkuchen mit Schinkenstreifen) serviert wird. „Pillewörmer“ spielen auf Regenwürmer an, aber mit einem Pinkus, dem in Münster gebrauten Altbier, lässt sich das Kopfkino leicht in andere Richtungen lenken.

A und B Side am Hafen

Münsters Stadthafen gehört definitiv ins Programm. Früher Güterumschlagplatz und Problemviertel, heute Lieblingsort der kreativen Szene: Mit seiner Mischung aus moderner Architektur, alten Speicherhäusern, Büros, Szeneclubs, Künstlerateliers, Werbeagenturen und Restaurants ist er zum Lieblingstreff für Einheimische und Besucher geworden. Hier gibt’s zwei Seiten, A und B. Die Nordseite (A) ist die belebte Seite mit allerlei Restaurants und Cafés, dem Kreativkai mit der Kunsthalle und dem Hot Jazz Club. Zur kleinen Sensation wurde die MS Günther, ein Eventschiff. Das Schiff bekam den Namen, weil Besitzer Leon Windscheidt einst die Million bei Günther Jauch gewann und der Moderator lax dahinsagte: „Also wenn Sie hier gewinnen, trägt das Boot meinen Namen“. So kam es. Besonders romantisch ist übrigens der Blick von den Betonblöcken auf die gegenüberliegende B-Side mit Hafenkran, Silos und historischen Lagerhallen.

Schloss und Botanischer Garten

Weiter geht’s zum nächsten beliebten Fotomotiv: dem Schloss. Im Innern befinden sich zwar eher bürokratische Schätze – die Verwaltung der Universität sowie einige Hörsäle und Büros, aber von außen ist es ein Träumchen. Im August findet auf dem Schlossplatz das beliebte Sommernachtskino statt und von Mai bis September einmal im Monat ein großer Flohmarkt.

Was Bremern der Freimarkt und Münchnern ihr Oktoberfest ist, ist den Münsteranern der Send. Das beliebte Volksfest vor der Kulisse des Barock-Schlosses gibt es gleich drei Mal im Jahr: im Frühjahr, Sommer und Herbst. Höhepunkt ist eine Fahrt mit dem Riesenrad samt Panoramablick über die ganze Stadt.

Mettendchen und Käsetüten: Heiß geliebter Wochenmarkt

In die Reihe der Superlative gehört noch der Wochenmarkt direkt am Dom. Für viele ist es der schönste Deutschlands. Jeden Mittwoch und Samstag, von 7.00 bis 14.30 Uhr, strömen Menschen mit Körben und Beuteln herbei und bilden ein faszinierendes Gewusel zwischen Käse-, Bäcker-, Blumen- und Metzger-Gassen. Manche Stände geben sogar Studentenrabatt. Ob frische Waffeln oder Kibbeling (holländischer Fischhäppchen-Klassiker), einen kleinen Plausch gibt’s gratis dazu. Tipp: Unbedingt eine der berühmten „Käsetüten“ zusammenstellen lassen, die sind legendär.

Mit Schirm, Charme und Glocken

Eine Sache in der Liste der typischen Münster-Attribute fehlt noch: Regenstadt. Ja, auch einen Schirm sollte man dem Klischee zufolge immer dabeihaben. „Entweder regnet es in Münster, oder es läuten die Glocken. Geschieht beides gleichzeitig, ist Sonntag“ sagt der Volksmund. Am besten selbst überprüfen. Der offizielle Stadtslogan passt sich jedenfalls pfiffig allen Facetten an: „Ganz schön münster", diese Stadt.

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