Urlaub in Stralsund: Nicht ohne Meer
Die Stadt liegt an einer Meerenge der Ostsee und wird als Tor zur Insel Rügen bezeichnet. "Meerstadt ist Stralsund, vom Meer erzeugt, dem Meere ähnlich, auf das Meer ist sie bezogen in ihrer Erscheinung und in ihrer Geschichte." (Ricarda Huch)
Kurzurlaub in Stralsund
Stralsund: Prächtige Hansestadt am Meer
Matjes, Lachs, Räucherfisch? Stralsunds Fischkutter-Auslagen sind so appetitlich wie die Stadt selbst. Die alte Hansestadt am Strelasund, einer Meerenge der Ostsee, war zu DDR-Zeiten fast verfallen und ist heute wieder ein Glanzstück der Hanse-Architektur. Von allen Seiten mit Wasser umgeben, begeistert Stralsund mit Backsteingotik, ausladenden Kaufmannshäusern, farbenfrohen Bürgerhäusern und romantischen Gassen – seit 2002 gehört die Altstadt zum UNESCO Weltkulturerbe. Weitere Höhepunkte: das OZEANUM, die legendäre Gorch Fock und eine Fahrt auf Deutschlands drittlängster Brücke.
An den Giebeln erkennen sie deinen Reichtum und deine Macht – so ein altes Kaufmannsgesetz. Also übertrafen sich die vermögenden Hansestädter im Mittelalter noch und nöcher in ihrem Aufwand. Wie gut, dass liebevolle Sanierungsmaßnahmen die Baudenkmäler Stralsunds heute wieder in neuer Pracht erstrahlen lassen. Eine beschilderte Route „Wege zur Backsteingotik“ führt Besucher zu den bedeutendsten Bauwerken.
Altstadt Stralsund: Prunkstücke der Backsteingotik
Weithin sichtbar sind die drei monumentalen Stadtkirchen Stralsunds: Nikolai, St. Marien und St. Jakobi. Wobei die dreischiffige Marienkirche mit ihrem 100 Meter hohen Turm alle überragt – einst war sie das höchste Gebäude der Welt. Wer den Ausblick vom Turm genießen möchte, benötigt ordentlich Konstitution. 366 Stufen und 90 Höhenmeter sind es bis zum Aussichtsplateau, doch der fantastische Blick über die kleine Hanseatin entschädigt für jeden Schnaufer.
Das Herz der Altstadt schlägt am Alten Markt, den es an dieser Stelle seit mindestens 1277 gibt. Mit seinen mittelalterlichen, klassizistischen und gotischen Bauelementen spiegelt er die abenteuerliche Geschichte der alten Hansestadt wider. Prunkvoller Mittelpunkt: das Rathaus mit seiner stolzen Front – ein wahres Meisterwerk der Backsteingotik. Den zweitschönsten Schatz finden Sie in der Nr. 5 und trägt den Namen seines einstigen Erbauers Wulflam, einem schwerreichen Bürgermeister der Stadt. Die Giebelfassade des Wulflamhauses gehört mit Abstand zu den eindrucksvollsten besterhaltenen Wohnhäuser der Spätgotik im norddeutschen Raum. Auch in den Seitenstraßen finden Sie hanseatische Vorzeige-Objekte mit gewaltigen Giebeln und Dielen, teils mit zauberhaften Cafés und Restaurants.
Die Arschkerbe
Eine etwas derbere Attraktion entdecken Nach-oben-Gucker in der Karrenstraße. Die Gasse hieß früher „erschkarne“ – übersetzt „Arschkerbe“. Diesen Namen verpasste man düsteren, zwielichtigen Straßen, in denen anständige Bürger garantiert nicht wohnen wollten. Heute erinnert eine Figur, die das Eckgebäude an der Frankenstraße erklimmt und dem Betrachter frech den nackten Hintern entgegenstreckt, an die einstige historische Bezeichnung.
Wasser von allen Seiten
Die Altstadt Stralsunds ist fast vollständig vom Wasser umgeben – vom Strelasund, der die Hansestadt von der Insel Rügen trennt, und den im 13. Jahrhundert aufgestauten Teichen. Von hier aus stachen die dickbauchigen Hansekoggen mit aufgeblähtem Segel in See, um Handel mit Flandern, England, Spanien oder Norwegen zu treiben. Beladen mit Hering, Bier, Weinen, Tuchen und Pelzen waren bis zu 300 Schiffe gleichzeitig unter Stralsunder Flagge unterwegs. Noch mehr über die Entwicklung und Bedeutung der viertgrößten Stadt in Mecklenburg-Vorpommern erfahren Sie bei einem Besuch der kostenfreien Welterbe-Ausstellung in der Ossenreyerstraße.
Der Hafen von Stralsund: die Seele des Nordens
Wer nach Hiddensee und Rügen übersetzen oder eine Rundfahrt durch den Strelasund machen will, kommt zum Hafen. Die kürzeste Verbindung zwischen dem Festland und der Insel Rügen zum Seebad Altefähr dauert nur 15 Minuten. In etwa 90 Minuten erreichen den südlichsten Inselhafen Hiddensees, zwei Stunden sind es bis zum zentrale Hafen Vitte.
Der Hafen von Stralsund ist aber auch zum Bummeln und Einkehren wunderbar. Im Sommer findet mittwochs im Sund um 18 Uhr eine Segelregatta statt, die sich vom Hafen aus entspannt beobachten lässt. Seetang in der Nase, Möwenkreischen im Ohr, Ostseewind im Gesicht: Hier erleben Sie Stralsunds Seele mit allen Sinnen. Während Gabelrollmops oder Fischertopf aufgetischt werden, schaut man Yachten und Kuttern nach, entdeckt kleine Nebenkanäle voller hübscher Segelboote, bewundert Speicherhäuser und historische Lotsenhaus. Für den Verdausugsspaziergang einfach nochmal die Sundpromenade entlang.
Gorch Fock: Stralsunds legendäres Segelschulschiff als Museum
Der Star unter den Schiffen im Hafen: das 82 Meter lange Segelschulschiff Gorch Fock. Dabei handelt es sich um das berühmte Original, das 1933 gebaut, 1945 versenkt, wieder gehoben und instandgesetzt wurde. Ganz in Weiß strahlt es schon von Weitem mit seinen drei prachtvollen Masten. Steigen Sie der 90-jährigen Lady in den Bauch, zu Kapitänskajüte und Maschinenraum und erfahren, wie dramatisch die Geschichte mitunter war und wie es in Stralsund seinen letzten Ankerplatz fand. Namensgeber war übrigens der Heimatdichter Gorch Fock, der mit bürgerlichem Namen Johann Wilhelm Kinau hieß und dessen Romane von Abenteuern auf See erzählen.
Auf Tauchstation: Publikumsliebling OZEANUM
Der größte Andrang herrscht meist am OZEANUM. Es ist das größte Aquarium in Deutschland und wurde mehrmals zum Europäischen Museum des Jahres gekürt. In fünf Erlebnisausstellungen und 50 Aquarien zeigt es die beeindruckende Vielfalt der Bewohner der kalten Meere. Das größte Becken gewährt sogar einen Blick in den offenen Atlantik. Hier schauen Sie durch ein Panoramafenster oder, eine Etage tiefer, vom „Meeresgrund“ in das wundersame Gewimmel. Haie, Makrelenschwärme, mehrere Rochenarten, Zackenbarsche und viele andere ziehen ihre Runden um ein Schiffswrack.
Der beliebteste Besucherort ist die Dachterrasse des OZEANEUMs. Hier haben die Humboldt-Pinguine ihr Revier. Mit Blick auf die Stralsunder Altstadt lassen sich die Publikumslieblinge beim Schwimmen, auf ihrem Felsen oder während der täglichen Schaufütterung um 12 Uhr beobachten. Im „Meer für Kinder“ entdecken die Jüngsten auf dem Forscherdeck oder im Tiefseetunnel die Welt Ozeane, das Ende krönt Europas größte Walausstellung mit lebensgroßen und naturgetreuen Abbildungen von Walen und Riesenkalmaren.
Hier gibt’s Saures: Original Stralsunder Bismarckhering
Seit rund 10.000 Jahren sind Heringe das „Silber der Ostsee“. Fangfrisch und mild-sauer eingelegt traten sie als Bismarckhering von Stralsund aus ihren Siegeszug an. Die Legende will es, dass ein gewiefter Geschäftsmann der Stadt sie dem Reichskanzler zum Geburtstag schenkte und sogar sein Einverständnis zur Namensverwendung erhielt. Politprominenz damit zu erfreuen, diese Tradition setzte sich fort. Auch die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel verschenkte ihn gern an Staatsgäste. Bei Fischhandel Rasmus bekommen Sie das Stralsunder Original nach alter Rezeptur.
Rüber nach Rügen: die Rügenbrücke
Kurz über die Rügenbrücke und schwupps, schon ist man auf Deutschlands größter Insel. Lange Zeit war Rügen nur mit der Fähre oder auf der alten Bundesstraße über die kleine Insel Dänholm und den Rügendamm zu erreichen. Doch da staute es sich zur Sommerferien-Zeit gewaltig. 2007 wurde zur Entlastung die 4 Kilometer lange Rügenbrücke eingeweiht – mit herrlichen Ausblicken auf den Strelasund. Die Nutzung der Rügenbrücke ist kostenfrei, aber nur für Autoverkehr erlaubt. Fußgänger und Radfahrer nutzen weiterhin den Rügendamm, um auf die Insel zu gelangen.
Die älteste Hafenkneipe Europas
Eine ganz andere Fähre begeistert seit 1332: die kleine Kneipe „Zur Fähre“ in der Fährstraße. Seit 7 Jahrhunderten kehren hier Seefahrer, Stralsunder Originale und Touristen zu einer Runde Bier, auf einen Tee oder Kümmel-Likör ein. Damit gilt sie als Europas älteste Hafenkneipe. Ein Original ist auch Gastronomin Hannelore „Hanni“ Höpner, die der Kneipe viele Jahre ihr Profil gab. Im Mai 2021 überreichte sie das Zepter an Tochter Franzi, bleibt aber regelmäßige Gästin und freut sich über jeden Schnack. Jeden Sonntag um 15 Uhr lädt sie mit dem Autor Steffen Melle in die „Fähre“, um über Geschichte und Geschichten des Hauses zu berichten. Wer dabei sein will, sollte vorbestellen, aufgrund der begrenzten Platzkapazitäten ist die Veranstaltung stets schnell ausgebucht.
Auf den Spuren vom alten Klaus: Besuch der Störtebeker Brauerei
Noch ein allerletzter Tipp. Etwas außerhalb der Altstadt Stralsunds finden Sie die Störtebeker Brauerei. Hier wird seit 1828 in der hauseigenen Manufaktur das berühmte Störtebeker Bier gebraut. Nordisch-Hell, Winter-Bock, Atlantik-Ale – neben traditionellen Bierstilen entstehen zahlreiche Eigenkreationen. Wer an einer Führung samt Verkostung teilnimmt, entdeckt sicher noch das passende Mitbringsel für die Lieben daheim.



















