Agnes Bernauer

Es war, was nicht sein durfte: Im 15. Jahrhundert liebt Thronfolger Herzog Albrecht III. die Baderstochter Agnes Bernauer. Öffentlich. Und er heiratet sie sogar. Um die unstandesgemäße Verbindung zu beenden, um Ehre und Erbfolge des wittelsbachischen Hauses zu retten, lässt Albrechts Vater die schöne Geliebte in der Donau ertränken. Vergessen wurde sie dennoch nie. Alle vier Jahre lässt Straubing die Geschichte eindrucksvoll bei den Agnes Bernauer Festspielen aufleben. Sie bekam sogar eine eigene Torte – seit 1954 ein Klassiker im Café Krönner in Straubing.

Agnes Bernauer war jung, hübsch und fiel dem bayrischen Herzogssohn Albrecht III. bei einem Turnier ins Auge. Einziger Makel: Sie kam aus einfachen Verhältnissen. Ihr Vater arbeitete als Bader, ein Berufsstand, der als unehrlich galt. Bader kümmerten sich als „Ärzte der kleinen Leute“ einerseits um die Körperpflege, versorgten Wunden und ließen zur Ader. Andererseits wurden ihre Stuben auch zur Prostitution und als Treffpunkt verliebter Pärchen genutzt. Eine Frau aus solchem Haus soll ernsthaft die Gattin eines bayerischen Erbprinzens sein? Nicht mit dem alten Herzogs-Vater. Ernst von Bayern-München nutzte im Oktober 1435 die Abwesenheit des Prinzen zum Justizmord. In einem eilends abgehaltenen Prozess wurde Agnes Bernauer der „Hexerei“ beschuldigt und im Nebel der frühen Morgenstunden von der Straubinger Brücke in den Fluss gestürzt. Zusätzlich stukte sie ein Henker mithilfe eines langen Stabs unter. Einer Überlieferung nach habe der Henker ihr noch angeboten, sie zu verschonen. Sie müsse nur bekennen, dass Albrecht nicht ihr Mann sei. Sie aber bekräftigte, dass sie Albrechts Frau sei.

Vieles liegt bis heute im Dunkeln. Doch das Leben und Sterben der tragischen Agnes Bernauer fasziniert die Geschichts-, Literatur- und Theaterwelt noch immer.

Als größte Hommage finden seit 1935 alle vier Jahre die Agnes Bernauer Festspiele im Straubinger Innenhof des Herzogsschlosses statt (zuletzt 2024). Es geht um Liebe, Leidenschaft und Tod. Um Vertrauen, Macht und Politik. Und um die allumfassende Frage „Was ist wichtiger – die große Liebe oder das große Ganze?“ Mehr als 20.000 Zuschauer erleben vier Wochen lang das aufwendig inszenierte Bühnenstück mit rund 200 Amateurdarstellern. Die Agnes Bernauer Festspiele sind Teil des Immateriellen Kulturerbes in Bayern.

Und was passt vor dem Besuch des Festspiels besser als ein Stück Agnes-Bernauer-Torte? Die opulente Schichttorte aus Mandel-Nuss-Baiser-Böden, gefüllt mit Mokka-Buttercreme wurde erstmals 1954 in der Straubinger Konditorei Krönner kreiert und ist heute eine der bekanntesten niederbayerischen Spezialitäten. Das Original-Rezept bleibt zwar ein Hausgeheimnis. Doch wer will schon selbst backen, wenn hier die beste Version überhaupt bekommt? Schauen Sie unbedingt rein in das Straubinger Kaffeehaus Krönner mit seinem herrlich opulentem Dekor: Theresienplatz 22.