Fuggerei Augsburg

Die Fuggerei, das älteste Sozialprojekt der Welt

Während die Reichsten heute ins Weltall fliegen oder Social Media-Plattformen kaufen, profitieren in Augsburg immer noch Menschen von der Spende eines deutschen Kaufmanns vor 500 Jahren. Die Fuggerei ist sozialer Wohnungsbau aus dem 16. Jahrhundert – die Jahreskaltmiete kostet 88 Cent.

Jakob Fugger aus der Augsburger Handelsfamilie war so sagenhaft reich, dass man ihm dem Beinamen „der Reiche“ gab. Er nahm Einfluss auf die Kaiser und Päpste, mischte in verschiedensten Geschäftsbereichen mit und stieg in den Adel auf. Er besaß zwei Prozent des europäischen Bruttoinlandsprodukts – mehr als Elon Musk und Jeff Bezos zusammen. Mit einem Teil dieses Geldes gründete er am 23. August 1521 die Fuggerei in seiner Heimatstadt Augsburg – eine Sozialsiedlung für Arme. Das erstaunlich moderne Konzept: Hilfe zur Selbsthilfe. Wer von Armut bedroht war oder aufgrund von Krankheit keinen eigenen Haushalt führen konnte, durfte hier wohnen, bis er wieder auf die Beine kam. 1523 waren die Reihenhäuser fertig gestellt und als erste zogen Tagelöhner und Handwerker ein, später Familien mit mehreren Kindern und Senioren. Doch die Kriterien für Bewohner sind streng: Man muss länger in Augsburg gelebt haben, katholisch sein und einen guten Leumund haben. Umsonst sind die Wohnungen nicht, im Jahr zahlt man einen Rheinischen Gulden, der inflationsunabhängig heute 88 Cent wert ist, und die Nebenkosten. Dazu kommen drei Gebete am Tag zugunsten des Stifters.

Denkmal für die Ewigkeit

Die Fuggerei liegt im Herzen der Stadt, acht Gassen, drei Tore, 67 Häuser mit 140 Wohnungen. Von 22 Uhr bis 5 Uhr morgens sind die Tore geschlossen und werden von einem Nachwächter bewacht. Rein und raus darf man als Bewohner natürlich trotzdem – gegen einen Obolus. Die Wohnungen sind etwa 60 Quadratmeter groß, die meisten haben einen Garten und wer mal reinschauen will, kann das im Rahmen einer Besichtigung tun. Verschiedene Themenführungen beleuchten das Jahrhundertprojekt von allen Seiten. Vier Museen und eine Musterwohnung stehen Neugierigen offen. Mit dem Eintrittsgeld finanziert sich die Fuggerei, dazu kommen Einnahmen aus Immobilen, Spenden und Forstwirtschaft. Besucher können durch die Gassen der Fuggerei spazieren, am Brunnen verweilen, den Bunker besichtigen, eine Münze in den Opferstock werfen und die Kirche und das Denkmal für Jakob Fugger ansehen. Autos sind hier nicht erlaubt, vielleicht ist auch deshalb die Siedlung so harmonisch und begehrt. 220.000 Touristen kommen im Jahr und bummeln zwischen den ockerfarbenen, weinberankten Häuser umher. Die ersten 500 Jahre der Fuggerei sind ein Erfolg, die nächsten 500 Jahre werden es sicher auch. Jakob Fugger wollte wohl nicht nur aus reiner Menschenfreundlichkeit benachteilige Menschen helfen, sondern sich auch verewigen – beides ist ihm gelungen.

Adresse Fuggerei Augsburg
Jakoberstraße 26, 86152 Augsburg

Öffnungszeiten Fuggerei Augsburg
Die aktuellen Öffnungszeiten finden Sie hier

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