Wenn wir nicht in 5 Minuten angerufen haben, schenken wir Ihnen einen 20-Euro-Reisegutschein. Bis gleich am Telefon!
Deckenfresko Residenz - Würzburg
Die Welt an der Decke
Der Flur jeden Hauses ist seine Visitenkarte. Und je prächtiger das Haus, desto opulenter die Visitenkarte. In der Residenz Würzburg wurden im 18. Jahrhundert deswegen keine Kosten und Mühen gescheut, um Besucher nachhaltig zu beeindrucken. Dabei rausgekommen ist das größte Deckenfresko der Welt, das als Hauptwerk des venezianischen Barockmalers Giovanni Battista Tiepolo gilt.
Als Architekt Balthasar Neumann die Residenz Würzburg entwarf, war er noch relativ jung und vor allem unbekannt. Doch eine Vision hatte der Baumeister schon damals und designte den Treppenaufgang für den größten Effekt. Wer die dreiläufige Treppenanlage mit Umgang hinaufschreitet, dessen Blick wird über verschiedene Teile des Freskos gelenkt. Keine Säulen stören die Sicht, die Wände ohne Bemalung sind im schlichten Grau und Weiß gehalten, das umlaufende Sims unterstreicht die räumliche Wirkung des Freskos. Und das ist ein Meisterwerk.
Italienische Kunst in Unterfranken
Entworfen und gemalt wurde das Deckenfresko von dem venezianischen Maler Giovanni Battista Tiepolo, der 1750 nach Würzburg reiste und zunächst den Festsaal verzierte. Währenddessen hatte er viele Gelegenheiten, den Lichtfall und die Architektur des Treppengewölbes zu studieren. Die Idee, ein durchgehendes Fresko zu malen, kam von Tiepolo selbst. Er ließ sich von der Deckenbemalung im Deutschen Pavillon des Dresdner Zwingers inspirieren. Das Würzburger Fresko zeigt den Aufgang der Sonne über der Welt, wobei Lichtgott Apoll die Sonne verkörpert und vier Allegorien die vier Erdteile. Nur vier? Das Wissen um die Existenz Australiens war zu Tiepolos Zeiten nicht noch nicht weit verbreitet, „Down Under“ wurde also unterschlagen. So sind es vier Frauengestalten, umgeben von vielen Details, die Amerika, Afrika, Asien und Europa darstellen. Europa wird erst sichtbar, wenn man die Treppe erklimmt, sinnbildlich für die Herrschaft des Kontinents. Ein Porträt des damaligen Herrschers darf natürlich auch nicht fehlen, aber Tiepolo verewigte auch andere reale Personen in dem Gemälde: sich selbst und seinen ältesten Sohn, Balthasar Neumann und den Wiener Maler und Vergolder Franz Ignaz Roth. Das Ganze ist insgesamt 19 mal 32 Meter groß, das sind dank der Wölbung sogar 677 Quadratmeter – einfach riesig.
Frische Farben
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Residenz teilweise zerstört, das Deckenfresko blieb erhalten und wurde durch Holzdächer vor der Witterung geschützt. 1948 wurde es restauriert, 2003 bis 2006 mussten erneut Konservierungsarbeiten durchgeführt werden. Heute erstrahlt das Meisterwerk des Italieners in Würzburgs prachtvoller Residenz wieder in den ursprünglichen Farben. Wer die bayerische Stadt besucht, sollte unbedingt dort vorbeischauen und den Blick nach oben erheben. Einen solchen prachtvollen Eingangsbereich sieht man schließlich nicht alle Tage.