Panorama Museum Bad Frankenhausen

Panorama Museum Bad Frankenhausen: Tübkes Rekord-Gemälde

Sieht aus wie eine Waschmaschinen-Trommel, ist aber das Panorama Museum in Bad Frankenhausen. Das ungewöhnliche Gebäude beherbergt ein noch ungewöhnlicheres Meisterwerk: das Panoramabild „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ von Werner Tübke. Es ist einmalig, nicht nur, weil es wirklich groß ist.

Anfang der 70er Jahre bereitete man sich in der DDR auf das 450. Jubiläum der Deutschen Bauernkriege vor, die mit einem Panoramabild gewürdigt werden sollten. Die SED sah sich als geistiger Nachfolger der Bauern, die sich im 16. Jahrhundert in Aufständen zusammentaten, um für ihre Rechte zu kämpfen. Beauftragt wurde der Leipziger Maler und Kunstprofessor Werner Tübke, obwohl der kein heroisierendes Gemälde im Stil des sozialistischen Realismus malen wollte. Vielmehr nutzte er den Stil des magischen Realismus, um die Zeit und den Zeitgeist festzuhalten. Tübkes Vision setzte sich durch und er begann mit dem monumentalen Werk. Zuerst recherchierte der Künstler auf einer staatlich finanzierten Studienreise nach Italien, entwarf ein Modell im Maßstab 1:10, bis schließlich die gewaltige Leinwand 1982 mithilfe von 54 Arbeitern gespannt wurde. 15 Künstler halfen Tübke, indem sie die Konturen mithilfe von Tageslichtprojektoren vorzeichneten, vier lernten Tübkes Stil, um ihm beim Malen zu unterstützen. Der eigentliche Schaffensprozess dauerte vier Jahre, in denen sich Tübke durch die Belastung einen Muskelriss im Daumen zuzog und länger pausieren musste.

Gigantomanie im Bild

Fertig wurde das Werk mehr als ein Jahrzehnt nach seiner Konzeption, nämlich im Jahr 1987, 463 Jahre nach dem Beginn der Bauernaufstände, 2 Jahre vor dem Ende der DDR. Viele allegorische Andeutungen, historische Personen wie Luther und Dürer, biblische Anspielungen und Selbstporträts: Das Bild ist gewaltig, nicht nur aufgrund seiner Dimensionen (14 Meter hoch, 123 Meter breit), sondern seines Inhalts. 3.000 Personen sind zu sehen, viele Szenen und Details zu entdecken. Abgebildet ist die Schlacht von Frankenhausen im Jahr 1425, der rebellischen Prediger Thomas Müntzer im Mittelpunkt. Doch eigentlich ist hier das Welttheater zu sehen, eine metaphorische Gesamtdarstellung einer Epoche. Damals wurde das Panoramabild nicht sehr gnädig vom Volk aufgenommen, es sei ein typisches Prestigeprojekt der Partei, gemalt von einem Staatskünstler. Heute hat sich der Blick geändert: Tübke malte den Bauernführer Thomas Müntzer nicht als Helden, sondern mit bereits gesenkter Flagge im Wissen um die verlorene Sache. Eine Vorausdeutung des Endes der DDR? Dadurch, dass das Bild keinen Anfang und kein Ende hat, wirkt es, als drehe sich das Rad der Zeit immer im Kreis. Aufstieg und Fall einer Bewegung, damals wie heute.

Besuch im „Elefantenklo“

Das Museum, extra für das Bild gebaut, zeigt „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ und wechselnde Sonderausstellungen. Empfehlenswert sind die Führungen, die einzelne Bilddetails in den Vordergrund rücken und erklären oder die Geschichte des Bildes erzählen. Aber auch das eigenständige Entdecken mit dem Audio-Guide macht Spaß – ein Kunstwerk, das in Erinnerung bleibt und das nicht nur wegen seiner Größe.

Adresse Panorama Museum Bad Frankenhausen
Am Schlachtberg 9, 06567 Bad Frankenhausen

Öffnungszeiten Panorama Museum Bad Frankenhausen
Dienstag bis Sonntag/Feiertag 10.00 – 17.00 Uhr
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