Niederwalddenkmal

Niederwalddenkmal – Germania wacht

In Rüdesheim stehen nicht nur die Reben stramm an den Hängen des Rheines, hier können Sie auch eines der wenigen Nationaldenkmäler Deutschlands besuchen und gleichzeitig die Aussicht auf Vater Rhein genießen. Bis das 38 Meter hohe Denkmal für den ersten deutschen Nationalstaat für die Öffentlichkeit zugänglich wurde, mussten jedoch einige Hindernisse und Pannen überwunden werden.

Das Datum 1871 lernt wohl jedes Kind in der Schule: Aus dem Deutsch-Französischen Krieg gingen der Norddeutsche Bund und die süddeutschen Staaten siegreich hervor, Elsass-Lothringen wurde ebenso deutsch wie der Rhein. Die deutschen Kleinstaaten vereinten sich unter Wilhelm I. und Reichskanzler Bismarck zum Deutschen Kaiserreich. Eine Welle Nationalstolz schwappte über das Land, was sich in der Errichtung von großen Nationaldenkmälern niederschlug. So war der Rhein als nun fast komplett deutscher Fluss ein wichtiges Symbol für das neue Vaterland und außerdem schon lange Schauplatz der Märchen- und Sagenwelt … Hier musste einfach ein Denkmal hin, als Standort ausgewählt wurde Rüdesheim. Schon 1871 begann man mit der Planung und vor allem mit dem Sammeln von Spendengeldern für das Superbauvorhaben. Die Auswahl der Entwürfe war schwierig, erst in der zweiten Runde einigte man sich. Außerdem kam nicht genug Geld zusammen und der Staat musste eine Finanzspritze geben. Sechs Jahre lang wurde gebaut. Krönender Abschluss war die Statue der Germania, die mit dem Zug von München nach Rüdesheim gebracht werden musste. Acht Tage dauerte der technisch anspruchsvolle Schwerlasttransport.

Regen statt Explosion

Nach all diesen Mühen ging die feierliche Eröffnung ein wenig in die Hose. Noch während der Rede von Kaiser Wilhelm wurde ein Salutschuss versehentlich abgegeben, was eine Kettenreaktion von Saluten auslöste. Die letzten Worte der Rede gingen im Krach unter. Und dann fand noch ein Attentatsversuch auf den Kaiser statt, der aber nicht gelang. Die Zündschnur des Dynamits war durch den Regen feucht geworden, die konspirative Gruppe musste sich geschlagen geben und wurde später verhaftet. So einig war man sich politisch dann wohl doch nicht im zweiten Deutschen Reich.

Blick nach links auf Deutschland

Heute ist das Niederwalddenkmal weniger Ort patriotischer Feierlichkeiten als eine Sehenswürdigkeit für Touristen. Viele Wege führen zum Niederwalddenkmal: Die Rüdesheimer Seilbahn bietet wohl die spannendste Anreise, aber auch ein Abschnitt des neuen Rheinsteigs von Wiesbaden nach Bonn führt an der Sehenswürdigkeit vorbei. Wer dann davor steht, staunt erst mal. 38 Meter hoch, unverstellter Blick auf den Rhein und die Reben und ganz schön viel Geschichte. Obenauf thront die Germania, Symbol für Deutschland, den Sieg über Frankreich und Freiheit allgemein, aber auch für Imperialismus. Schwert, Reichkrone, Eichenlaub, Brustpanzer – hier schwingt der Stolz auf das Vaterland mit, zumal sie nach Osten, also auf Deutschland schaut. Unter ihr, auf der rechten Seite und damit in Richtung des Erbfeindes Frankreich, steht die Allegorie Krieg, daneben Frieden mit Ölzweig und Füllhorn in den Händen. Zwischen den beiden: das größte Bronzerelief des 19. Jahrhunderts. Darauf sind 133 Personen in Lebensgröße abgebildet, in der Mitte der Kaiser. Die Seitenreliefs zeigen den Auszug, beziehungsweise die Wiederkehr der Soldaten. Darunter sind die Verse des damals beliebten Soldatenliedes „Die Wacht am Rhein“ eingemeißelt, das fast die deutsche Nationalhymne geworden wäre. Den Abschluss bilden Vater Rhein und Tochter Mosel – er übergibt ihr das Wächterhorn, da der Rhein nicht länger Grenzfluss ist. Wer sich satt gesehen hat an diesem pompösen Monument für die Gründung des Kaiserreiches, kann den Landschaftspark Niederwald bei einem Spaziergang entdecken oder die nahe Rüdesheimer Adlerwarte besuchen. Im Weinort Rüdesheim lässt sich zum Abschluss des Ausflugs ein Gläschen regionaler Rebensaft genießen, bewacht von der Germania.

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