
Stadt Wiesloch
Süßer Wein, saure Milch und die 1. Tanke der Welt
Wiesloch ist als Weinstadt bekannt - bedingt durch den Sitz des zweitgrößten Winzerkellers in Baden-Württemberg und durch die hervorragende Qualität der unterbadischen Weine. Hier geht es aber auch um saure Milch und eine berühmte "Tankstelle".
Schon die Römer brachten den Weinbau in die Region und damit nach Wiesloch. Heute lockt das "Kurpfälzische Winzerfest", das größte Weinfest in Baden-Württemberg, jährlich Zehntausende in die Weinstadt. Unbedingt sollte sich der Besucher Zeit für eine Führung durch einen der Winzerkeller mit anschließender Weinprobe nehmen.
Vom Rebensaft zu saurer Milch
Das Wahrzeichen der Stadt ist der "Sauermillichhaffe". Hat nichts mit einem Affen zu tun, sondern ist ein Turm der mittelalterlichen Stadtmauer. Zusammen mit zwei anderen Türmen, "Dörndl" und "runder Eckturm", war der "Sauermillichhaffe" Teil der historischen Wehranlage um die frühe Stadt Wiesloch. Woher der Name rührt, ist bis heute nicht ganz genau geklärt. Es gibt zwei Theorien: Zum einen könnte er von der seltsam anmutenden und verstärkten Bewehrung kommen - mit etwas Phantasie könnte ein "Haffe" (kurpfälzisch für Topf) erkennbar sein, dem die Milch überkocht. Zum anderen könnte der Turm bei einer Belagerung als großer Kühlschrank gedient haben, in dem die Bürger ihre Milch aufbewahrten. Da die Belagerung jedoch länger dauerte als vermutet, wurde die Milch sauer …
Frau Benz und die erste Tankstelle
In der Wieslocher Altstadt befindet sich außerdem die "1. Tankstelle der Welt", eine Apotheke. Richtig. Vor den ersten Automobilen gab es ja nur das Pferd und dessen Tankstelle war ein schlichter Trog mit Wasser. Doch dann kam Bertha Benz mit ihren Söhnen und der historischen Fernfahrt im patentierten Automobil ihres Mannes Carl. Im Jahre 1888 fuhren sie von Mannheim über Wiesloch nach Pforzheim - und im beschaulichen Wiesloch ging ihnen dann der Sprit aus. Kurzerhand wurde die Stadt-Apotheke aufgesucht und der Apotheker konnte helfen: mit dem Leichtbenzin "Ligroin". Das Nebenprodukt der Leuchtgasherstellung war damals ein haushaltsübliches Antifleckenmittel. Taugte aber auch als Sprit. Was keiner ahnen konnte: In diesem Moment war quasi die erste Tankstelle der Welt geboren. Noch heute erinnert eine Skulptur auf dem Kirchplatz an Bertha Benz und den historischen Moment.
Stadt-Apotheke Wiesloch, Hauptstr. 96, 69168 Wiesloch
Führungen auf Anfrage möglich, Telefon 06222/58812 0
Sehenswerte Schlösser in Wiesloch
Sehenswerte Schlösser rund um Wiesloch
Natürlich ist da das wunderbare Heidelberger Schloss nur 15 Kilometer entfernt. Aber da sind noch viele andere. Hier sollen zwei weitere bildschöne Perlen ihren Auftritt haben. Treten Sie ein!
Schloss Bruchsal
Das Schloss Bruchsal (Foto) ist die einzige geistliche Barockresidenz am Oberrhein. Erbaut wurde das Schloss ab 1720 von Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn, der es zum Mittelpunkt seiner absolutistischen Herrschaft machte. In der Zeit nach 1836 standen die zahlreichen Bauten leer; nach den Zerstörungen 1945 gelang es dem Land Baden-Württemberg, zwischen 1964 und 1975 das Hauptgebäude mit seiner prunkvollen Ausstattung zu rekonstruieren.
Der Ruhm des Bruchsaler Schlosses wird von seinen Innenräumen mit ihren meisterhaften Raumschöpfungen und Dekorationen begründet. Man betritt den Mittelteil des Hauptbaus durch die Eingangshalle (Intrada), ein Vorraum, der von dorischen Säulen umgeben ist. Außer den plastischen Simsen sind alle weiteren Architekturteile nur Scheinarchitektur und durch Illusionsmalerei dargestellt. Das rekonstruierte Deckengemälde zeigt den Sieg der weltlichen und theologischen Tugenden über das Laster. Die Grotte liegt in der Mitte des in seitlichen Ovalen aufsteigenden Treppenraums. Die vielfältigen Raumeindrücke verbinden sich mit den phantastischen Malereien, die der Freskomaler Giovanni Francesco Marchini schuf, zu einem subtil gestalteten Gewölbe. Diesem Raum schließt sich der Gartensaal (Sala Terrena) an, der auf die Schlossterrasse und in den Garten führt. Wie in der Grotte finden sich hier Illusionsmalereien und Scheinarchitekturen zu einem kostbaren Raum, über dem im Deckenbild der Götterolymp dargestellt ist.
Schwetzinger Schloss
Die Anfänge des Schwetzinger Schlosses liegen in einem kleinen ritterlichen Wasserschloss und reichen durch eine wechselvolle Geschichte bis zur höchsten Blüte höfischen Glanzes unter der Regierung von Kurfürst Carl Theodor (1724 - 1799). Die ehemalige Sommerresidenz liegt inmitten eines europaweit einmaligen Schlossgartens. Er lädt heute noch die Besucherinnen und Besucher zu einem Spaziergang durch die Kulturepochen des 17. und 18. Jahrhunderts ein.
Viele Herrscher haben im Schloss Schwetzingen ihre Spuren hinterlassen. Sie ergänzten Vorhandenes, bauten Zerstörtes wieder auf, aber sie verwischten mit Renovierungen auch so manche kunsthistorisch bedeutsame Hinterlassenschaft ihrer Vorgänger. In den Jahren 1975 bis 1991 wurde der alte Hauptbau des Schlosses, das Corps de Logis, einer gründlichen Restaurierung unterzogen. Man entschied sich, als historischen Zeitpunkt für die Wiederherstellung das Jahr 1775 zu wählen. In diese Zeit fällt die Blüte Schwetzingens unter Kurfürst Carl Theodor.
Um nun die Ausstattung der damaligen Zeit detailgetreu zu rekonstruieren, studierte man die vorhandenen Inventare (Bestandslisten) von 1775. So konnte man sowohl die Ausstattung der Wände als auch die mobile Ausstattung nachvollziehen. In jedem Raum wurden zunächst die ursprünglichen Farben und Tapeten wiederhergestellt. Langwierige Recherchen verfolgten die Spuren der Originalmöbel. Inzwischen zerstörtes Mobiliar wurde durch zeitlich passende Originale oder Nachbildungen ersetzt. Nicht nur Prunkräume erstehen so heute vor den Augen der Besucher; auch einfache Raumtypen geben einen einzigartigen Einblick in die Alltagswelt des Hofes im 18. Jahrhundert.