Schloss Friedenstein

Schloss Friedenstein: Krimi und Barock in Gotha

Andere Schlösser haben Gespenster, Schloss Friedenstein in Gotha hat einen Tatort. Am 14. Dezember wurden hier fünf Gemälde in einer spektakulären Aktion gestohlen, der schwerwiegendste Kunstraub in der Geschichte der DDR und 40 Jahre lang ein Rätsel. Doch ob fünf Bilder mehr oder weniger: Schloss Friedensteins reiches Innenleben und beeindruckende Fassade sind einen Besuch wert.

Ziemlich genau in der Mitte von Gotha steht das Schloss Friedenstein, umgeben von großzügigen Parkanlagen. Seit 1643 beeindruckt die frühbarocke Schlossanlage die Besucher der Stadt, dabei ist sie nur der Ersatz, die Fortsetzung, der Neubau. Zuvor stand hier die Burg Grimmenstein, eine der ältesten deutschen Festungsanlagen, die nach dreimonatiger Belagerung erobert und geschleift wurde. Doch Schloss Friedenstein wuchs im Laufe der Jahrhunderte und ist sowohl innen wie auch außen in picobello Zustand. Bis 1945 wohnten die Mitglieder des Hauses Sachsen-Coburg hier, nun dient es vor allem als Museum, Kulturstätte und Kulisse für das aufwendige, große Barockfest im August.

Viel zu tun

Das Schloss vereint viele Sehenswürdigkeiten in einer. Man kann die ehemaligen Wohnräume besichtigen, die Schätze der Kunstkammer bewundern, durch das Münzkabinett Gotha und das Museum der Natur bummeln. Auch die alten Kasematten sind bei einer Führung zu besichtigen. Die Verzierungen und architektonischen Besonderheiten von Barock, Rokoko, Klassizismus, Historismus sind überall zu erspähen – schließlich hat das Schloss viele Jahrhunderte und damit Moden gesehen. Auch außen: Drumherum liegt der Garten, nach englischem Vorbild angelegt mit Seen und Pavillons, gewundenen Wegen und alten Bäumen. Im Osten der barocke Teil der Gartenanlage mit mehreren Orangerien. Im 19. Jahrhundert wurde der Tannengarten angelegt mit Raritäten wie der nordamerikanischen Nootka-Scheinzypresse. Opulenz selbst bei den Gewächsen. Das Innere steht dem in nichts nach. Bestes Beispiel: das Tafelzimmer. Dieses „Zimmer“, eher ein Saal, ist auf das Prächtigste ausgestattet. Säulen, Statuen, polierter Holzboden mit feinem Muster, Porträts in den Fenstergewänden, Wappen. Kein Zentimeter ist ungeschmückt. Hier wurde nicht gekleckert und nicht gespart. Aber die historischen Relikte sind nicht nur Dekoration.

So ein Theater!

Das Ekhof-Theater wurde 1683 fertig gestellt, heute finden dort immer noch Aufführungen statt. Das Kenner-Extra: Die Bühnenmaschinerie stammt auch original aus dem Barock. Hier heben und senken sich die Kulissen dank ausgetüftelter Technik, Säulen werden zu Bäumen, Innenräume zur Waldszene. Dabei ist noch Muskelkraft gefragt und zwar von mindestens neun Personen. Fix und zum richtigen Zeitpunkt müssen Kurbel gedreht und Seile gezogen werden, damit die Mechanik reibungslos funktioniert. Vor den Augen der Zuschauer verwandelt sich die Bühne scheinbar durch Zauberei. Auch Donner und Wind können künstlich erzeugt werden. Kunst auf und hinter (und unter) der Bühne. Nur das Flugwerk, mit dem die Schauspieler über der Bühne schweben konnten, ist nicht mehr erhalten. Die Vorstellungen sind immer in kürzester Zeit ausverkauft.

Und eine gute Nachricht zum Schluss: Die gestohlenen Bilder sind 2019 wieder aufgetaucht und seit 2021 in einer Sonderausstellung zu bewundern. Ende gut, alles gut.

Reisepakete werden geladen