Sanddorn

Sanddorn: Die pralle Superbeere

Gesundheitsbooster in der Antike, Superfrucht der DDR und „Zitrone des Nordens“: die Karriere des Sanddorns ist lang. Vor allem ist sie ihrem gigantischen Vitamin C-Reichtum und Überlebenskünsten zu verdanken. Die orangenen Beeren gedeihen klaglos auf kargem Boden wie an den Dünen der Ostsee und liefern zehn Mal mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte. Weil schon die alten Griechen ihre Pferde mit der Powerbeere fütterten und diese selbst das Fell zum Strahlen brachte, bekam Sanddorn den botanischen Namen „Hippophae rhamnoides“: Hippophae für „glänzendes Pferd“, rhamnoides für „dornig“.

Wenn es im Herbst wieder ruhiger wird an den Küsten Deutschlands, strahlt eine heimische Vitaminbombe erst so richtig los: Sanddorn. Die leuchtend orangen Beeren sind jetzt erntereif und so reich an Vitamin C, dass sie Zitronen und Orangen locker in den Schatten stellen. 100 Gramm der Früchte enthalten 200 bis 1.300 Milligramm Vitamin C. Zum Vergleich: In Zitronen stecken nur 51 mg pro 100 g. Sanddorn ist zudem prall gefüllt mit Kalzium, Magnesium, Mangan, Eisen und den Vitaminen A, B, E, K und B12.

Rundum-Apotheke

Diese Frucht ist also ein wahres Medizin-Köfferchen. Sanddorn stärkt das Immunsystem, wirkt entzündungshemmend und gilt als altbewährtes Mittel bei Erschöpfungszuständen, Erkältungen, Kopfschmerzen oder Kreislaufproblemen. Aus den Samen gewonnenes Öl fördert zudem Wundheilungen, hilft bei Sonnenbrand und wird sogar bei Schäden durch Röntgenbestrahlung angewendet. Von den antioxidativen Eigenschaften profitiert vor allem trockene und juckende Haut. Die kleinen Beeren bekämpfen freie Radikale im Körper und schützen so vor vorzeitiger Hautalterung und Zellschäden. Bodylotions, Seifen und Cremes verleihen Frische und Elastizität. Zusätzlich senkt Sanddorn die Lust auf Süßigkeiten, Koffein oder Nikotin – ein echtes Superfood also.

Ernte-Trick

An die begehrten Beeren des Sanddorns zu kommen, ist gar nicht so einfach. Die langen, spitzen Dornen sind das eine Hindernis. Außerdem sind reife Sanddornbeeren empfindlich und platzen bei Berührung schnell auf. Der Trick: Man schneidet komplette Zweige ab und lässt sie in großen Kühlkammern tiefgefrieren. So lassen sich die Beeren leicht von den Zweigen abschütteln, können gewaschen und weiterverarbeitet werden. Frisch vom Strauch nascht die reifen Kullern ohnehin keiner – zu herb, zu sauer, zu bitterlich.

Von Tee bis Gelee

Umso köstlicher schmeckt Sanddorn als Saft, Likör, Gelee, Gummibärchen, Sirup oder Marmelade. Auch Sanddorn-Karottensuppe ist eine köstlich-gesunde Bereicherung im winterlichen Speiseplan. Noch ein Schluck Sanddorngrog, das feuert ordentlich durch. Als gesunder Snack kann Sanddorn auch als Mus in Joghurt, Quark oder Milchreis mischen.

Wahrer Überlebenskünstler

Zäh wie eine Kamelkarawane: Sanddorn ist ein Sonne-Sand-Phänomen und überlebt, wo andere längt eingehen. Das Ölweidengewächs gedeiht auf völlig nährstoffarmen Kies- und Sandböden. Sengende Hitze und eisige Kälte übersteht die Pflanze ebenso gut wie starken Wind. Die langen, schmalen Blätter mit ihrem Filzmantel schützen die Pflanze vor dem Austrocknen. Den Rest erledigen die weit verzweigten Wurzeln, die sich tief in die Dünen krallen und die Pflanze über Bakterien mit Stickstoff versorgen. Umso mehr Rätsel gibt ein sonderbares, seit etwa zehn Jahren zu beobachtendes Sanddorn-Sterben in einigen Gebieten Brandenburgs, Mecklenburg-Vorpommerns, Schleswig-Holsteins und sogar Chinas auf. Bislang konnten Forscher noch keinen entscheidenden Grund finden.

Weit gewandert: aus dem Himalaya

Die Heimat des Sanddorns liegt im Himalaya. Erst nach der letzten Eiszeit breiteten sich die Beeren von Nepal Richtung Westen bis nach Europa aus. Mönche und Heilkundlerinnen wie Hildegard von Bingen schätzen die große Heilsamkeit. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg sicherte Sanddorn einen Teil der Vitaminversorgung. Heute ist China der größte Sanddornproduzent der Welt – vor Russland. In Deutschland wird Sanddorn vor allem in den östlichen Bundesländern angebaut. Das hat eine lange Tradition. Ab den 1960er Jahren versuchte die DDR, den Mangel an Südfrüchten durch Sanddorn-Anbau in den sandigen Böden rund um Berlin aufzufangen. Die genügsame Pflanze kam mit den kargen Bedingungen zurecht und wurde immer großflächiger angebaut.

Prost mit Nina Hagen

Selbst musikalisch bekamen die Beeren ihren Auftritt: „Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee, Micha, mein Micha, und alles tat so weh!“ Nina Hagens Hit „Du hast den Farbfilm vergessen“ könnte man auf der Reise ja nochmal richtig laut aufdrehen. Und mit einem Sanddorn-Aperol auf die erquickenden Multi-Talente der Superbeere anstoßen.

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