Gasometer - Oberhausen
"Mannometer" heißt es im Bauch des Stahl-Kolosses
Wie so oft im Leben sollte man sich auch hier nicht vom Äußeren täuschen lassen. Denn die "Kathedrale der Industrie" hat es wahrlich in sich: Das Gasometer Oberhausen ist Europas wohl ungewöhnlichste Ausstellungs- und Veranstaltungshalle - auf jeden Fall die höchste.
Wo früher Gase aus Kokereien und Eisenhütten zur weiteren Verfeuerung in Walzwerken gespeichert wurden, gehen heute Konzerte über die Bühne, werden Ausstellungen präsentiert, Vorträge gehalten. Ungewöhnlicher als in Europas ehemals größtem Gasbehälter geht es kaum. Fast 120 Meter ragt das heutige Industriedenkmal in Oberhausens Neuer Mitte gen Himmel. Da solch eine Höhe natürlich voll ausgenutzt werden muss, können Besucher über 592 Stufen oder mit einem gläsernen Aufzug hinauf bis zur Aussichtsplattform fahren, wo ihnen der gesamte westliche "Pott" zu Füßen liegt. Der imposante Riese aus der Schwerindustrie, dessen Innenraum wie ein mächtiger Zylinder wirkt, inspiriert regelmäßig Kunstschaffende aus dem In- und Ausland. Mal wächst hier ein Urwaldbaum 40 Meter in die Höhe, mal füllt eine Wand aus 13.000 übereinander gestapelten Ölfässern oder eine aus Satellitenbildern projizierten Erdkugel den Raum.
Standhafter Riese
Dabei wäre das Gasometer fast Geschichte gewesen, nachdem es 1988 bedingt durch stagnierenden Koksbedarf und der Schließung der Kokerei Osterfeld überflüssig und stillgelegt wurde. Seit 1929 hatte es treu gedient, musste während des Zweiten Weltkriegs Bombenangriffe verkraften, geriet bei Reparaturarbeiten in Brand und wurde wieder aufgebaut. Nur gut, dass noch einige Konstruktionselemente benutzt werden konnten. Und nach diesem langen Kampf dann einfach abreißen, nur weil der ursprüngliche Zweck nicht mehr da ist? Nichts da. Nach einigem Hin und Her - auch Denkmalschützer stärkten dem Koloss den Rücken - entschied der Oberhausener Stadtrat den Erhalt und die Umnutzung als Ausstellungs- und Veranstaltungsort. Gesagt, getan.
Neuer Anstrich, neue Ausstellung
2020 dann musste doch noch mal saniert werden: Korrosion setzte der Außenhülle des Industriedenkmals zu und so bekam es für 14,5 Millionen Euro einen neuen, rostbeständigen Anstrich und auch das Fundament wurde saniert. Natürlich ist innen auch alles neu: Die Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ zeigt unseren Planeten auf bildgewaltige Weise. Besucher werden mit preisgekrönten Aufnahmen durch das Zeitalter der Menschen geführt, das Anthropozän. Mit neuester 3D-Technik können Sie das größte Regenwaldschutzgebiet der Welt, den Nationalpark Tumucumaque in Brasilien, virtuell erforschen und die Schönheit der Natur hautnah erleben. Doch auch die Zerstörung der Umwelt durch den Menschen wird thematisiert, die dramatischen Folgen von Waldrodungen, Kohleabbau und Zersiedelung und wie wir der Klimakatastrophe noch Einhalt gebieten können. Höhepunkt der Ausstellung ist eine dreidimensionale, 20 Meter große Projektion der Erdkugel, die zeigt, wie schön und zerbrechlich unser Heimatplanet ist. Im März 2024 wird die Ausstellungen abgelöst "Planet Ozean". ein Symbol wurde der Schwerindustrie, das immerhin ein Jahrhundert lang den Ruhrpott geprägt hat, zum Wegweiser des neuen Ruhrpotts. Zum Glück, denn so dürfen Besucher seit 1994 staunen und beim Anblick der Ausstellungen oder Kunstwerke ein ehrfurchtsvolles "Mannometer" murmeln.
Adresse Gasometer Oberhausen
Arenastraße 11, 46047 Oberhausen
Informationen zu den Öffnungszeiten finden Sie hier.


